Open Source oder Gummistiefel

Als ich im Frühjahr 2005 am finnischen Aktivismus- und Kunstfestival Pixelache teilnahm, besuchte ich unter anderem ein von Nokia als Festivalsponsor gehostetes Panel. Eine Handvoll grauer Herren aus dem mittleren Management des damaligen haushohen Weltmarktführers für Mobiltelefone stellte die eigene Marke zur Diskussion. Alles solle offen gesagt werden, man sei bereit von der Szene zu lernen.

Neben den erwartbaren Grundsatzdiskussionen, ob ein Konzern wie Nokia überhaupt Kunst und Diskurs sponsern und sich dafür gratis Knowledge-Transfer einkaufen dürfe, wurden eine Menge sinnvolle Vorschläge gemacht – im Ton nicht immer liebevoll, aber durchaus sehr konstruktiv: Nokia solle seine Geräte für alternative bzw. freie Betriebssysteme öffnen, Quellcode und Schnittstellen zugänglich machen, SMS/MMS und andere Dienste aus dem Gefängnis der Provider befreien, dafür Dienste wie Instant-Messaging über IP auf ihren Geräten ermöglichen. Man solle von Linux lernen, das ja auch von einem Finnen ausging.

Die Nokia-Leute hörten aufmerksam zu, zeigten aber kein Interesse die Ratschläge ernsthaft zu diskutieren. Mit der leicht angepissten Laune eines arroganten Kunstgönners, dessen Hand gerade von jenen gebissen wurde, die er füttert, zogen sie bald wieder ab. Die Festivalteilnehmer blieben mit dem Gefühl eines kleinen Kindes zurück, dass einem Erwachsenen euphorisch von seinen Traumschlössern und Ritterburgen erzählt und mit einem ignoranten Tätscheln auf den Kopf wieder in die Realität zurückgeholt wird.

Das alles fand über zwei Jahre vor Apples erstem iPhone und drei Jahre vor Googles Android statt. Heute, 8 Jahre später, hat Nokia seine Mobiltelefonsparte an Microsoft verkauft. Und es würde mich nicht wundern, wenn die alten grauen Herren von damals bald wieder zu Nokias einstigem Kerngeschäft zurückkehren: Autoreifen und Gummistiefel.

Three good reasons to go to the „add-on“ on its last weekend | Vienna Metblogs

The “add-on” at Wallensteinplatz in the 20th district will only be there for another few days. I give you three good reasons to go there this weekend: First, if you haven’t seen the place yet, this is your last chance. You will otherwise regret it soon. Second, there is going to be a three-day workshop on participatory TV production in connection with architecture and public spaces, called “Space Shift“, organized by architect Lena Nalbach and David Bovill from the Vienna Community TV project. Find their invitation below. And third, on Saturday evening, Austrofred will be performing his fabulous music comedy show there.

Quelle: Three good reasons to go to the „add-on“ on its last weekend | Vienna Metblogs

Fernsehen muss nichtfunktionieren dürfen

Beitrag für dem Schwerpunkt „TVTV“ im „Versorger“, der Zeitung der Linzer Stadtwerkstatt

Fernsehen muss nichtfunktionieren dürfen

In Wien soll in rund einem Jahr ein Offener Fernsehkanal senden.

Vor mehr als 2 Jahren haben die Grünen im Wiener Gemeinderat die Absicht kundgetan, im Rahmen eines ausserkoalitionären Abkommens mit der SPÖ einen Offenen Fernsehkanal ermöglichen zu wollen. 2002 entstand eine Machbarkeitsstudie (unter Beteiligung des Autors), jetzt (Oktober 03) wurden konkrete Pläne zur Umsetzung und Finanzierung bekannt gegeben. Mit einer runden Million Euro pro Jahr wird das Projekt zu fast 100% von der Stadt gefördert, als Träger soll ein Verein aus „renommierten Persönlichkeiten aus dem Bereich Medien, Kunst, Wissenschaft und anderer für die Gesellschaft wichtiger Bereiche“ (Pressetext) die Unabhängigkeit vom Rathaus garantieren. Der Community Media Cluster Vienna (www.cmcv.at), eine Interessensvertretung der alternativen Medien in Wien, sieht in der vorgestellten Lösung „einen sinnvollen Startpunkt“, weist aber gleichzeitig darauf hin, „dass das Projekt nur dann erfolgreich realisierbar bleibt, wenn es gelingt, die Konzeption politisch unbeeinflusst umzusetzen.“ Fernsehen muss nichtfunktionieren dürfen weiterlesen

Become the Media (2003)

O-Ton-Feature von Johannes Ullmaier, Mainz,
erschienen bei monochrom, 2003.

mit einem Wortbeitrag von Robert Stachel im „Hörfeld“ (bei ca. 00:35):