Liebes Ich aus dem Jahr 1994! Du musst jetzt sehr stark sein: Ich habe gerade – ohne mit der Wimper zu zucken – alle meine SD-Karten mit weniger als 4 GB Speicherplatz aussortiert und weggeschmissen.
Jetzt muss ich mit schlechtem Gewissen an Dich denken. Ich weiß, für Deine erste 80 Megabyte-Festplatte bist Du gerade drei Wochen im Callcenter gesessen und hast von 9 bis 17 Uhr politischen Meinungsmüll zu Protokoll gebracht. Es wird trotzdem nicht umsonst gewesen sein, auch wenn Du das jetzt noch nicht verstehst.
Textbeitrag aus dem Jahr 2007 für Sigrid Rosenbergers und Martin Wassermairs Buch „Generation Sexkoffer: Jugend in den 80er Jahren zwischen politischem Klimawandel, Freizeit-Industrie und Popkultur“ (erschienen im Löcker Verlag)
Wir Kinder der 80er Jahre sind die letzte Generation, die noch mit mehrheitlich analogen Medien aufgewachsen ist. Schallplatten aus schwarzem Plastik waren in den 80ern der gängige Tonträger für Musik, und die hat man noch nicht kopiert, sondern auf magnetische Tonbänder überspielt. Niemand hat darunter gelitten, dass das genauso lange gedauert hat wie die Lieder eben lang sind, das Wort Echtzeit war daher auch noch genauso wenig gebräuchlich wie das Wort Achtfachspeed. Das Fernsehen kam (zumindest im Osten Österreichs) mit zwei öffentlich-rechtlichen Sendern aus, bei schlechtem Wetter hat es nicht nur vor dem Fenster, sondern auch auf dem Bildschirm geschneit, und bei Gewitter mussten wir den Fernseher abdrehen und ausstecken, weil jeder von uns sorgenvolle Eltern hatte, die jemanden vom Hörensagen kannten, dem einmal der Blitz ins Wohnzimmer gefahren ist. Die Schreibmaschine war mechanisch, und selbst wenn sie sich elektrisch nannte, stempelte sie doch nur einen Buchstaben nach dem anderen aufs Papier. Tippfehler wurden mit Tipp-Ex korrigiert, wodurch zumindest die Anzahl der Fehler auf dem Blatt sichtbar blieb. Das Telefon hing fest verdrahtet an der Wand und wer es benützen wollte, musste eine Scheibe mit Nummern draufim Kreis drehen.
Seither sind mehr als zwanzig Jahre vergangen. Zwischen 1985 und heute lag genausoviel Zeit wie zwischen der Mondlandung und der Challenger-Katastrophe oder zwischen dem Mord an John F. Kennedy und der Parteichefwerdung von Gorbatschow.
Wiederannäherung an eine westdeutsche Filmkomödie der 80er Jahre.
„Didi – Der Doppelgänger“ kam 1984 ins Kino. Der Film lief im Zentral Kino in Wiener Neustadt, einem ehemaligen Theater mit sehr schönem Zuschauerraum, in dem es sogar Logen und eine Galerie gab. Auch hatte es für die 80er Jahre – also noch vor Erfindung der Vorstadtplex-Kinos – ein angenehm großes Foyer. Es war abgefuckt und roch etwas ältlich, aber es war gemütlicher als die Mitbewerber Theater- und Forum-Kino.
In den 80ern waren uns 12jährigen alle Ablenkungsmöglichkeiten während des Wartens auf den Saaleinlass höchst willkommen. Das SMS und der Klingelton waren ja noch nicht marktreif. Im Zentral Kino gab es dafür mehrere Schaukästen für kommerzielle und soziale Einrichtungen. Einen davon bespielte ein ortsansässiger Kampfsportverein. Neben Fotos, Medaillen, Gürtel und Tabellen schmückten die Vitrine auch einschlägige Utensilien und Kleidungsstücke. Das ausgestellte Suspensorium zum Schutz der Körpermitte des Kämpfers war ein nicht enden wollender Quell der Unterhaltung, sein impliziter Witz wurde ja zu jener Zeit auch bei „Die Einsteiger“ mit Gottschalk/Krüger sehr anschaulich thematisiert und Jahre später in einer Simpsons-Folge (5F03, „Bart Star“) zelebriert.
An meinem (dritter von rechts) fünften Geburtstag stirbt Elvis Presley.
Ich erfahre davon jedoch erst in den 90er Jahren. Und denke noch Mitte der 80er, als in Wien das Musical „Elvis“ mit Hansi Dujmic in der Hauptrolle gegeben wird, da käme der Echte aus den USA.