Unser Wiener Neustädter Prater muss bleiben!


https://www.vernunft-statt-ostumfahrung.at/

Der Ostrand von Wiener Neustadt war nicht der schlechteste Ort um in den 80er Jahren ein Kind zu sein. In unserer Freizeit erschlossen wir uns mit den Fahrrädern die Landkarte von den Industriebrachen rund um das Stadion bis hin zu den Wäldern der Lichtenwörther Au, den landwirtschaftlichen Flächen mit ihren kleinen Siedlungen und ihren verlassenen Glashäusern und verwitterten Nebengebäuden. Dieses großzügige Niemandsland zwischen Stadt und Land wurde so etwas wie unser Wiener Neustädter Prater.

Rund vierzig Jahre später ist diesseits des Wiener Neustädter Kanals wenig von der alten Gstettn übrig. Die geschichtsträchtigen Industriebrachen sind gesichtslosen Wohnprojekten und Einkaufszentren gewichen.

Über dem Kanal hingegen sieht es immer noch fast genauso aus wie damals.

Nun soll die Ostumfahrung unseren Wiener Neustädter Prater in der Mitte durchschneiden, sie wird die Ruhe dort unwiderruflich zerstören, den Blick verstellen und den Durchgang versperren. Aber noch gibt es die Möglichkeit, diese rückwärts gewandte Verkehrspolitik für immer zu verabschieden und in eine Zukunft zu investieren, in der Naherholung und Grünflächen der größte Schatz einer Stadtgemeinde sein werden und nicht die Möglichkeit, an ihr möglichst schnell vorbeizufahren.

“Was braucht man eine Krawatte, wenn man zum Papst geht?”

aus dem Maschek-Buch „Satire darf al“ (Czernin Verlag, Wien 2018)

Robert Stachel besucht Lotte Tobisch-Labotýn in ihrer Wohnung an der Wiener Ringstraße und zeigt ihr auf seinem Notebook die Folge „Witwe Lirsch im Park“ aus der Serie maschek.in.ruhe. Man redet über den Sinn von Konventionen, über den Spaß am Altwerden und über die Hetz, die die Leute mit Donald Trump haben.

An den Wänden hängen Dutzende Bilder, die Lotte Tobisch mit Persönlichkeiten zeigen, die von Maschek schon synchronisiert wurden. Am Tisch im Salon steht Kaffee bereit, dazu Weihnachtsgebäck, obwohl draußen Hochsommer ist.

Lotte Tobisch: Essen Sie nur, das Weihnachtsgebäck ist ganz frisch. Ich bekomme es von einem Bäcker, der es das ganze Jahr über anbietet. Warum sollte man so etwas Gutes nur einmal im Jahr essen? “Was braucht man eine Krawatte, wenn man zum Papst geht?” weiterlesen

Hobbythek. Ein Lokal und seine Zeit.

Beitrag aus dem Jahr 2011 für das Buch „Hobbythek. Kulturelle Revolution im Wohnzimmer„, herausgegeben 2022 von Thomas Fürhapter (Wien, edition mono)

Ich war im Herbst 1998 gerade von einem einjährigen Studienjahr in Berlin heimgekommen und hörte über den Falter die frohe Kunde von der neu eröffnenden Hobbythek. In einem vom österreichischen Gewerkschaftsbund verlassenen Gebäude im siebenten Bezirk bespielte ein engagierter Freundeskreis – alle Anfang/Mitte 20, etwas jünger als ich – ein Straßenlokal mit einem augenscheinlich berlinophilen Mix aus Jugendklub, Cocktailbar und Kellertheater. Zentrales Konzept der Hobbythek war ein wöchentliches Hobbyouting: Wer wollte, war eingeladen, sein Expertenwissen, sein künstlerisches Schaffen oder eben sein Hobby einer stets sympathisch interessierten Teilöffentlichkeit zugänglich zu machen. Nicht nach dem zynischen Gong-Show-Prinzip, ohne das Versprechen eines chancenreichen Talentesprungbretts, sondern in aller Ruhe und – dem Geist des Ortes entsprechend – solidarischen Freundschaft. Hobbythek. Ein Lokal und seine Zeit. weiterlesen

Lust am Nachmittag

Drehbuch für eine TV-Comedy-Serie in sechs Teilen
(nicht realisiert)

von Robert Buchschwenter
und Robert Stachel
(Wien 2014)

Wer das Drehbuch lesen oder verfilmen möchte, schreibt uns bitte hier.

Synopsis: Gerry Lust (45) ist Moderator beim Regionalradio in der Steiermark, seine Sendung „Lust am Nachmittag“ ist beliebt bei den Hörern, seit über zehn Jahren interviewt er täglich prominente Gäste mit jovialem Schmäh und professioneller Gelassenheit.

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Speckgürtel. Ein Text zum Bild „Wintertag“ von Josef F. Krichbaum.

Ein schönes Haus im Speckgürtel, hintenraus kein Nachbar: Wenn Frau N. geahnt hätte. dass sich 3D-Fernseher ohne Brille nicht durchsetzen und ihre Preise bald ins Bodenlose fallen würden, hätte sie das viele Geld in eine größeres Panoramafenster investiert. Aber Hauptsache sie hat das Haus gekriegt bei der Scheidung. Und er muss wieder aus der Stadtwohnung auf diese kalte Feuermauer schauen.

Modern Stalking

erschienen 2014 als Vorwort zum Buch „Modern Stalking“ von Michael Dufek. (erschienen im Holzbaum Verlag)

Was bedeutet der Name? Kann man davon leben? Und wie kommt man auf so etwas? Die drei immergleichen Fragen des Redakteurs an den jungen Künstler. Michael Dufek verdient es, diese Themen gleich im Vorwort beantwortet zu kriegen. Also: Die Marke Dufitoon ist – unschwer nachvollziehbar – eine Zusammensetzung aus dem Nachnamen und dem Produkt des Künstlers. Die Marke ist gut, denn sie wächst mit. Sie passt zu dem, was Dufek jetzt – beim Steilwandanstieg seiner Karriere – macht, und sie passt auch, falls Dufek aus seiner Kunst ein Multimillionen-Unternehmen machen möchte, das computeranimierte Kinofilme in 3D produziert. „Hast schon den neuen Dufitoon gesehen?“ Klingt nicht verkehrt. „Meine Kinder kriegen gar nicht genug von diesem Dufitoon-Spielsachen“. Geht sich aus. Modern Stalking weiterlesen

„Ich glotz TV!“ (Kolik, 2008)

Gastbeitrag für kolik film, Sonderheft 10, Oktober 2008

Robert Stachel – Extras, 30 Rock, Saxondale

Nach den „Simpsons“ vor 20 Jahren gab es lange Zeit kaum eine Serie, die einen festen Platz in meinen Fernsehgewohnheiten eingenommen hat. Abgesehen vielleicht von „Futurama“ und „The Critic“, einer in Europa zu unrecht kaum wahrgenommenen Trickfilmserie aus den mittleren 90ern über Arbeit und Privatleben eines New Yorker Filmkritikers.

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„MEGAPOLIS 2000 Plus – a Game by Robert Stachel“

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Rosenberger, Wassermair: „Generation Sexkoffer

Textbeitrag aus dem Jahr 2007 für Sigrid Rosenbergers und Martin Wassermairs Buch „Generation Sexkoffer: Jugend in den 80er Jahren zwischen politischem Klimawandel, Freizeit-Industrie und Popkultur“ (erschienen im Löcker Verlag)

Wir Kinder der 80er Jahre sind die letzte Generation, die noch mit mehrheitlich analogen Medien aufgewachsen ist. Schallplatten aus schwarzem Plastik waren in den 80ern der gängige Tonträger für Musik, und die hat man noch nicht kopiert, sondern auf magnetische Tonbänder überspielt. Niemand hat darunter gelitten, dass das genauso lange gedauert hat wie die Lieder eben lang sind, das Wort Echtzeit war daher auch noch genauso wenig gebräuchlich wie das Wort Achtfachspeed. Das Fernsehen kam (zumindest im Osten Österreichs) mit zwei öffentlich-rechtlichen Sendern aus, bei schlechtem Wetter hat es nicht nur vor dem Fenster, sondern auch auf dem Bildschirm geschneit, und bei Gewitter mussten wir den Fernseher abdrehen und ausstecken, weil jeder von uns sorgenvolle Eltern hatte, die jemanden vom Hörensagen kannten, dem einmal der Blitz ins Wohnzimmer gefahren ist. Die Schreibmaschine war mechanisch, und selbst wenn sie sich elektrisch nannte, stempelte sie doch nur einen Buchstaben nach dem anderen aufs Papier. Tippfehler wurden mit Tipp-Ex korrigiert, wodurch zumindest die Anzahl der Fehler auf dem Blatt sichtbar blieb. Das Telefon hing fest verdrahtet an der Wand und wer es benützen wollte, musste eine Scheibe mit Nummern drauf  im Kreis drehen. 

Seither sind mehr als zwanzig Jahre vergangen. Zwischen 1985 und heute lag genausoviel Zeit wie zwischen der Mondlandung und der Challenger-Katastrophe oder zwischen dem Mord an John F. Kennedy und der Parteichefwerdung von Gorbatschow. 

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Programmplanung im Community Radio

Diplomarbeit. Universität Wien, März 2005.
(PDF auf Anfrage)

Zusammenfassung (Abstract)

Wie können Community Radios heute – in einer veränderten und komplexer gewordenen Medienlandschaft – ihre Programme gestalten? Wie weit können und dürfen sie das im Rahmen der äußeren und inneren Beschränkungen? Der freie Zugang für engagierte (aber unbezahlte) Radiomacher bleibt ein wesentliches Paradigma von Community Radio, gleichzeitig soll das Programm insgesamt ein Gesicht haben, Schwerpunkte setzen und möglichst hohe Qualität im Sinne der vielen verschiedenen Zielgruppen bieten.

Gefordert sind Konzepte, die nicht bloß im Organisieren und Verwalten von Sendezeit bestehen, sondern das Programm aktiv gestalten. Die Arbeit stellt auf Basis mehrerer Fallbeispiele Möglichkeiten dar, das Programm eines Community Radios zu organisieren und den Programmcharakter zu beeinflussen.

Community Radios sind heute nicht mehr durch ein idealtypisches Modell erklärbar, das normativ festgelegten Regelwerken folgen kann, sondern als dynamische Systeme, die sich im Kontext von lokalen Strukturen, etablierten Ansprüchen der Communities und Erwartungen des Publikums als komplementäres Angebot im jeweiligen Radiomarkt herausbilden und verändern.

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Ich brauche mehr Details.

(geschrieben 2003 für den FM4 Weblog von Johannes Grenzfurthner)

Wiederannäherung an eine westdeutsche Filmkomödie der 80er Jahre.

„Didi – Der Doppelgänger“ kam 1984 ins Kino. Der Film lief im Zentral Kino in Wiener Neustadt, einem ehemaligen Theater mit sehr schönem Zuschauerraum, in dem es sogar Logen und eine Galerie gab. Auch hatte es für die 80er Jahre – also noch vor Erfindung der Vorstadtplex-Kinos – ein angenehm großes Foyer. Es war abgefuckt und roch etwas ältlich, aber es war gemütlicher als die Mitbewerber Theater- und Forum-Kino.

In den 80ern waren uns 12jährigen alle Ablenkungsmöglichkeiten während des Wartens auf den Saaleinlass höchst willkommen. Das SMS und der Klingelton waren ja noch nicht marktreif. Im Zentral Kino gab es dafür mehrere Schaukästen für kommerzielle und soziale Einrichtungen. Einen davon bespielte ein ortsansässiger Kampfsportverein. Neben Fotos, Medaillen, Gürtel und Tabellen schmückten die Vitrine auch einschlägige Utensilien und Kleidungsstücke. Das ausgestellte Suspensorium zum Schutz der Körpermitte des Kämpfers war ein nicht enden wollender Quell der Unterhaltung, sein impliziter Witz wurde ja zu jener Zeit auch bei „Die Einsteiger“ mit Gottschalk/Krüger sehr anschaulich thematisiert und Jahre später in einer Simpsons-Folge (5F03, „Bart Star“) zelebriert.

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